Kreisgruppe Dortmund

Naturschutz im Dortmunder Stadtwald

Baum im Wald mit Höhle  (BUND Dortmund)

Regelmäßig im Winterhalbjahr stoßen Forstarbeiten im Stadtwald auf Proteste von Bürgern und Naturschützern. Zur Klärung der Positionen fanden auf Anregung des Landschaftsbeirates im Jahr 2016 zwei Expertenforen mit Vertretern des Stadtforstes, der Landschaftsbehörde, der Naturschutzverbände, der Biologischen Station und der Ratsfraktionen statt. BUND, NABU und LNU brachten ein Positionspapier ein. Man einigte sich auf die Bildung eines Arbeitskreises, in dem die unterschiedlichen Sichtweisen diskutiert werden sollen. Hierbei muss aus der Sicht der Verbände auch der neue Forstbetriebsplan, der bis 2024 gilt, auf den Prüfstand gestellt werden. Neben der Erhöhung des Altholzanteils und einer schonenden Betriebsweise zum Schutz des Waldbodens fordern die Verbände mindestens 10 Habitatbäume pro Hektar.

Als Biotop- oder Habitatbaum werden Bäume bezeichnet, die besondere Lebensräume (Biotope, Habitate) für andere Lebewesen bieten. Hierbei handelt es sich oft um sehr alte, zum Teil auch bereits absterbende oder tote Bäume. Insbesondere Bäume mit Spechthöhlen oder mit Horsten baumbrütender Vogelarten zählen dazu. In Dortmunder Stadtwald werden Habitatbäume regelmäßig von der Wald-AG des NABU gekennzeichnet (Kartierbogen).

Auf Antrag der Ratsfraktionen von Bündnis90/Die Grünen, CDU und LINKE+ hat der Umweltausschuss am 8. Dezember 2021 die Erarbeitung eines ganzheitlichen, ökologischen Waldkonzepts beschlossen. Der Schutz- und Klimafunktion soll Priorität eingeräumt werden. Ziel ist u.a. die Erhöhung des nicht bewirtschafteten Waldanteils von aktuell 5 auf 30 Prozent. Das Konzept soll von der Verwaltung unter Beteiligung der Naturschutzverbände und externer Experten erstellt und dem Rat bis Ende 2022 vorgelegt werden.

Für den Zeitraum der Erarbeitung des städtischen Waldkonzepts wird die Waldbewirtschaftung auf Maßnahmen zur Waldpflege (Abwehr von Krankheiten, wie z. B. Eschentriebsterben, Borkenkäferbefall), der Verkehrssicherung und der Gefahrenabwehr beschränkt. Erkenntnisse, die aus der Reduzierung des Holzeinschlages gewonnen werden, fließen in das Waldkonzept ein. Ferner soll eine flächenhafte Habitatbaumkartierung durchgeführt werden.

Der Naturschutzbeirat hat in seiner Sitzung am 23.11.2021 weitere Punkte genannt, die im neuen Konzept berücksichtigt werden sollten:

  • Entwicklung eines Waldkonzeptes mit einem ökosystemaren Ansatz und folglich einem Schwerpunkt auf der Entwicklung natürlicher Prozesse und der Minimierung von Eingriffen
  • Untersuchung der Auswirkungen der Reduktion waldbaulicher Maßnahmen und Prüfung der Übertragbarkeit von Erkenntnissen aus anderen Wäldern auf lokaler Ebene
  • Auswahl der Flächen für eine natürliche Waldentwicklung anhand fachlicher Kriterien und Festsetzung einer dauerhaften Nutzungsaufgabe
  • Aufbau eines Fundortkatasters als Grundlage für einen gezielten Schutz gefährdeter und sensibler Arten
  • Beschränkung der Waldbewirtschaftung auf Maßnahmen zur Verkehrssicherung und Gefahrenabwehr bis zum Vorliegen ausreichender Kenntnisse zu den Auswirkungen der jeweiligen forstlichen Eingriffe im Hinblick auf die Stabilität des Ökosystems.

Bezüglich des Waldes besteht in Dortmund eine Sondersituation: Es handelt sich um eine Großstadt und waldarme Kommune (Waldanteil ca. 10%). Dem vorhandenen Wald kommt jedoch eine außerordentliche Bedeutung u. a. für das lokale Klima und den Artenschutz zu. Da es sich zudem um stadteigene Waldflächen handelt und die Holzproduktion keine entscheidende Rolle spielt, bieten sich hier außerordentlich gute Bedingungen für alternative Handlungsansätze. Die entscheidende Frage sollte sein, an welchen Stellen Eingriffe in Form von z.B. Waldumbaumaßnahmen, Holzeinschlägen und Aufforstungen tatsächlich sinnvoll und zielführend im Hinblick auf die Stabilität des Ökosystems sind.

Informationen über die aktuellen Holzfällarbeiten finden sich auf den Internetseiten der Stadt Dortmund. Dort befinden sich auch Übersichtskarten über die einzelnen Waldflächen. Dem Umweltausschuss und dem Naturschutzbeirat werden zu Beginn des jeweiligen Jahres in einer Vorlage die geplanten Holzfällarbeiten im Dortmunder Stadtwald vorgestellt. Für das Winterhalbjahr 2021/2022 hier.

Stadtwald Dortmund

Wickeder Ostholz  (BUND Dortmund)

Die Stadt Dortmund besitzt 2.341 Hektar Wald. Eine Übersicht ist hier zu finden. Der Stadtwald wird als Sonderwirtschaftswald „Erholungswald“ bewirtschaftet. Nach dem Bundeswaldgesetz stehen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion gleichrangig nebeneinander. Dabei sind die Wohlfahrtswirkung und der volkswirtschaftliche Nutzen des Waldes optimal zu entwickeln, der Naturhaushalt sicherzustellen und eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt anzustreben.

Positionspapier der Naturschutzverbände

Naturschutz im Wald

BUND Waldreport

20 positive und negative Fallbeispiele