Soziale Insekten

Hintergrundinformationen zu sozialen und solitären Bienen

Soziale Insekten sind staatenbildend. Das bedeutet, sie leben nicht allein als Individuum oder auch nicht als Paar, sondern sie gründen Völker, die zwischen einigen Dutzend und Hunderten von Tieren umfassen können. Dabei sind all diese Tiere die Töchter einer einzigen Mutter, die man auch als Königin bezeichnet. Das kommt bei den Insekten vor, die man zu den Hautflüglern zählt, wie die Bienen, die Wespen, die Ameisen und die bei uns nicht vorkommenden Termiten.

Das Leben der Honigbiene

Bei den Bienen ist die Honigbiene die staatenbildende Art mit den größten Völkern. Sie bildet mehrjährige Staaten, die auch überwintern. Die Honigbiene ist bei uns inzwischen ein Nutztier und kommt nicht mehr wild vor. Das bedeutet, sie wird heutzutage ausschließlich von Imkern in Bienenstöcken gehalten, die den Honig oder auch das Wachs nutzen. Früher hat sie in großen Baumhöhlen oder Felsspalten gelebt, wo man heute noch manchmal einen entflohenen Schwarm findet.
So ein Honigbienenstaat besteht aus einer Königin, aus bis zu 80.000 Arbeiterinnen und zweitweise einigen hundert Drohnen, das sind die männlichen Bienen. Die Königin, die bis zu fünf Jahre alt werden kann, ist die einzige Biene, die Eier produzieren kann und davon legt sie pro Tag bis zu 1500 Stück! Alle übrigen Tätigkeiten werden von den Arbeiterinnen ausgeführt. Dabei übernehmen sie im Laufe ihres Lebens unterschiedliche Aufgaben: zunächst sind sie für die Reinigung alter Brutzellen zuständig, danach für die Fütterung der Larven und den Bau neuer Brutzellen. Schließlich werden sie zu Wächterinnen, die das Nest verteidigen, bevor sie zu Sammlerinnen werden.
Die Sammlerinnen sind die Honigbienen, die ihr draußen von Blüte zu Blüte fliegen seht. Dabei sammeln die Tierchen nicht nur fleißig Nektar und Pollen zur Verpflegung ihres Volkes, sondern leisten natürlich auch wertvolle Bestäubungsarbeit, indem sie einen Teil des Pollens von Blüte zu Blüte tragen. Dadurch werden die Blüten bestäubt und anschließend die Samenanlagen befruchtet. Erst dann können sich aus den Blüten so leckere Früchte wie Kirschen, Äpfel, Birnen, aber auch Tomaten entwickeln.
Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht: Was machen denn die Drohnen? Sie haben ein bequemes, aber auch nur kurzes Leben. Im später Frühjahr oder frühen Sommer schlüpfen diese männlichen Bienen aus unbefruchteten Eiern der Königin und verlassen das Nest. Ungefähr zeitgleich entwickeln sich aus einigen Eiern, durch spezielle Fütterung mit dem Gelée royale Jungköniginnen. Diese Jungköniginnen starten zu einem Hochzeitflug, auf dem sie von Drohnen aus anderen Völkern begattet werden. Das bedeutet sie bekommen von den Männchen so viele Spermien, dass damit alle Eier, die sie Zeit ihres Lebens ablegen, befruchtet werden können. Die Drohnen sterben danach.
Die Jungkönigin kehrt in ihr Nest zurück, das die alte Königin noch vor dem Schlupf der Jungkönigin mit ungefähr der Hälfte der Arbeiterinnen verlassen hat. Das nennt man Schwärmen. Imker erkennen diesen Zeitpunkt meist frühzeitig und verhindern das Schwärmen, indem sie die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterinnen in einen neuen Bienenstock umsiedeln. Sollte es doch zum Schwärmen kommen, bilden die Bienen eine große brummende Traube an dicken Ästen. Imker fangen diese Schwärme dann wieder ein.

Das Leben der Hummeln

Neben der Honigbiene sind unter den Bienen nur noch die Hummeln staatenbildend. Die Staaten der Hummeln sind jedoch deutlich kleiner und umfassen je nach Art nur zwischen 30 und 600 Arbeiterinnen. Außerdem sind diese Hummelvölker nur einjährig. Es überwintern nur die begatteten Jungköniginnen, die dann im Frühjahr ein neues Volk gründen. Je nach Art suchen sie sich in Hohlräumen ober- oder unterirdisch einen Platz für ihr Nest. Das können Baumhöhlen, Nistkästen, Mäusenester oder ähnliches sein.
Die Königin trägt zunächst Pollen und Nektar in ihr neues Nest ein und formt daraus einen Nahrungsklumpen, auf dem sie fünf bis fünfzehn Eier ablegt. Sie überdeckt diese Eier mit einer Wachsschicht und setzt sich zum Brüten darauf. Sie selbst ernährt sich von dem eingetragenen Nektar, für den sie einen kleinen Wachstopf gebaut hat. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven aus den Eiern und ernähren sich gemeinsam von dem Nahrungsklumpen. Sobald dieser verbraucht ist, beißt die Königin die Wachschicht auf, um die Larven mit Pollen zu versorgen. Da die Larven nun wachsen, muss die Brutkammer von der Königin ständig erweitert werden. Dadurch entsteht ein blasiges Gebilde. Sind die Larven ausgewachsen, verpuppen sie sich für einige Tage. Auf diesen Kokons legt die Königin die neuen Eier und nutzt so die darin vorhandene Wärme. Aus den Kokons schlüpfen dann nach einigen Tagen die ersten ausgewachsenen, wenn auch noch sehr kleinen Arbeiterinnen, die die Königin ab nun bei der Brutpflege unterstützen.
Vielleicht ist Euch schon mal aufgefallen, dass im Frühjahr zunächst sehr große, dicke Hummeln unterwegs sind, das sind die Jungköniginnen. Dann folgen die ersten sehr kleinen Arbeiterinnen, die nun das Sammeln von Nektar und Pollen für die Königin übernehmen. Je größer das Volk wird, desto größer werden auch die Arbeiterinnen.
Auch die Hummeln übernehmen bei ihren Blütenbesuchen Bestäubungsarbeit. Da sie auch schon bei niedrigeren Temperaturen unterwegs sind als die Honigbienen, stellen sie diese wertvolle Tätigkeit auch bei niedrigeren Temperaturen sicher.
Im Spätsommer oder Herbst entwickeln sich auch bei den Hummeln aus einigen Eiern Jungköniginnen und aus unbefruchteten Eiern die Drohnen. Auch diese brechen zu einem Hochzeitflug auf, um die Jungköniginnen zu begatten. Anders als bei den Honigbienen kehren die Jungköniginnen jedoch nicht in ihr Volk zurück, sondern überwintern geschützt im Boden oder unter Moos.
Die alte Königin verlässt so langsam die Kraft, sie und auch ihre Arbeiterinnen sterben nach und nach.
Bei den solitären Bienen legen die weiblichen Bienen alle selbst Eier. Diese legen sie je nach Bienenart an den unterschiedlichsten Stellen ab: selbstgegrabene Löcher in sandigen oder lehmigen Böden, vorhandene Löcher im Boden, Hohlräume in lebenden und toten Pflanzenteilen. Auch sie betreiben Brutvorsorge, jedoch indem sie schon bei Eiablage den Larven einen Nahrungsvorrat zur Verfügung stellen. Auch sie sammeln Pollen und Nektar und packen ihn zu den Eiern in die Brutkammern, die dann sorgfältig, zum Beispiel mit Lehm verschlossen werden.

Den solitären Bienen könnt ihr helfen, indem ihr zum Beispiel im Herbst den Garten nicht allzu sehr aufräumt und alte Pflanzenteile bis zum nächsten Frühjahr stehen lasst, damit sie darin nisten können. Außerdem nehmen viele von ihnen auch gerne ein Insektenhotel an.
Auch wenn man sie als solitäre Bienen bezeichnet, bilden einige Arten große Brutkolonien, wie die Frühlingsseidenbiene und die Weidensandbiene. Im Unterschied zu den sozialen Bienen kümmert sich aber jede Biene um ihren eigenen Nachwuchs und es gibt keine Arbeiterinnen.
Obwohl die solitären Bienen keine großen Staaten bilden, leisten sie allein durch ihre Vielzahl auch wichtige Bestäubungsarbeit.
Damit alle Bienen – egal ob sozial oder solitär – den ganzen Sommer über für sich und ihren Nachwuchs ausreichend Nahrung finden, sollte man darauf achten, dass im Garten oder auf dem Balkon immer Futterpflanzen für die Bienen blühen. Denn schließlich sorgen auch die Bienen durch ihre Bestäubungsarbeit bei Obst und Gemüse dafür, dass auch wir immer etwas Gutes auf dem Teller haben.